Von Kopenhagen lernen – Spannender Städtetrip der GRÜNEN aus Niedersachsen

Sonja Pauleweit, Ratsfrau SG Isenbüttel

Als Grüne SG-Ratsfrau in Isenbüttel nahm ich vom 29.2. bis 3.3.2024 mit einer niedersächsischen Delegation an einer Inforeise nach Kopenhagen teil. Hier mein ganz persönlicher Erlebnis-Bericht.

Das Programm unserer Exkursion nach Dänemark sollte uns außergewöhnliche und spannende Einblicke bescheren. Unsere Reiseleitung, Birgit Münkner und Josef Voss, ist in unserer ökologischen, sozialen und nachhaltigen kommunalpolitischen Arbeit bekannt dafür, interessante Veranstaltungen auf die Beine zu stellen.

Deutsch-Dänische Handelskammer mit Smörrebröd und Zimtschnecken

Die Folien der Fachvorträge hat Birgit auf der Homepage der KPVGrün eingestellt. Die Lektüre lohnt sich, auch wenn man nicht selbst vor Ort war.

Direkt nach unserer Ankunft folgten wir der Einladung in die deutsch-dänische Handelskammer. Mit einem Vortrag bei Smörrebröd und Zimtschnecken – lecker – und irgendwie „hygge“! – informierte uns  Iris Christiansen, unsere Reiseführerin und Sprecherin der Handelskammer, über die dänische Geschäftskultur, die Arbeitswelt und den Umgang der Bürger*innen mit Behörden. Uns fallen sofort die flachen Hierarchien und informellen Umgangsformen (per „Du“) auf und wir staunen nicht schlecht über die unbürokratischen Abläufe im Alltag. Auto ummelden oder Pass verlängern, alles ist über eine App und sofort möglich.

Abfallverarbeitung mit Fernwärme gekoppelt

Nächster Stopp auf unserer Tour: das Amager Ressource Center, kurz ARC. Es gilt als eine der modernsten Abfallverarbeitungsfabriken weltweit. Sie als schnöde Müllverbrennungsanlage zu bezeichnen, wäre zu kurz gegriffen, denn sie ist weit mehr als das. Das kommunale Kraftwerk sortiert, recycelt und verbrennt Müll. Die Energie wird zur Wärmeversorgung der Stadt genutzt und zusammen mit der aus zwei weiteren Fabriken in das Fernwärme-System eingespeist, mit dem ganz Kopenhagen beliefert wird. Fernwärme ist in Dänemark weit verbreitet und wird von zentralen Heizkraftwerken erzeugt, die verschiedene Energiequellen wie Biomasse, Abfall, Erdgas oder Geothermie nutzen. Der Plan ist den Erdgas-Anteil zu minimieren zugunsten einer höheren Energieeffizienz von Gebäuden. Darüber hinaus setzen viele Haushalte besonders im ländlichen Raum auf dezentrale Heizsysteme wie Wärmepumpen, Solarthermieanlagen oder Holzpellet-Öfen.

Mittlerweile ist das ARC mit seiner futuristischen Bauweise schon fast so etwas wie ein neues Wahrzeichen Kopenhagens geworden. Auf dem Dach befindet sich noch ein besonderes Highlight: Auf 170 Metern Höhe startet eine Skipiste aus recycelten Kunststoffbahnen.

Mit dem Fahrrad durch Kopenhagen

Kopenhagen genießt weltweiten Ruf als die Fahrradstadt schlechthin. Am zweiten Tag schwingen wir uns auf die Räder und mischen uns unters radfahrende Volk. Für uns eine ganz neue Erfahrung, denn trotz der weit aus besseren Infrastruktur als in deutschen Städten sind für uns diese Massen an radfahrenden Verkehrsteilnehmenden, darunter E-Bikes vollgepackt mit Kindern in Vorderladern, erst einmal gewöhnungsbedürftig. Mobilität ist aber auch hier weiterhin eine Herausforderung, wie uns Monica Magnusen, technische Verwaltungschefin, später am Tag erklärt: „ Fahrradwege werden bei uns im Winter zuerst vom Schnee geräumt. Es reicht auch nicht, einfach einen weißen Streifen auf die Straße zu malen. Erst wenn du dein 5jähriges Kind guten Gefühls alleine mit dem Fahrrad zur Kita fahren lässt, haben wir einen sicheren Fahrradverkehr in der Stadt.“

Besuch im „House of Green“

Wir sind im „House of Green“, der Zentrale von „State of Green“. Was das ist? Ein Netzwerk von mehr als 600 dänischen Unternehmen, staatlichen und akademischen Einrichtungen, Expertinnen und Forschern, die zusammen eine kohlenstoffarme und ressourceneffiziente Gesellschaft vorantreiben wollen. Senior Manager Gry Klitmose Holm erklärt uns, dass Dänemark 2050 klimaneutral sein will und durch öffentlich-private Partnerschaften, breite politische Übereinkunft, starke Forschung und Entwicklung sowie mutige Entscheidungen im Privatsektor für innovative Investitionen schon viel erreicht hat.

Innovative Stadtentwicklung in Nordhavn

Nach einem Mittagessen in der Kantine der Deutschen Botschaft stellt uns zum Abschluss unserer spannenden Inforeise der Architekt Bo Christiansen bei einem Rundgang in Nordhavn ein Beispiel für innovative Stadtentwicklung vor.

Unser Fazit am Ende der Reise:

Es ist auch in Dänemark nicht alles Gold, was glänzt. Wir konnten bei den Vorträgen auch „Greenwashing“ feststellen. Die dänischen Bürger*innen konsumieren mehr als wir und produzieren mehr Müll.

In Nordhavn sind wir über weite Flächen auf Beton gelaufen, haben wenig Grün gesehen (Unser Guide, der Archirekt Bo, hat das auch eingeräumt und von Baumalleen in deutschen Städten geschwärmt).

Dennoch hat uns alles in allem beeindruckt, wie viel Dänemark schon erreicht hat und wie unkonventionell und klug Lösungen sein können.

Und – by the way – mein persönliches Resümee: Ich habe tolle Menschen kennen gelernt, mit denen ich mich über kommunalpolitische Erfahrungen austauschen konnte.

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