Rede Dr. Hagen Schink Ratssitzung am 30.06.2025

Die Verwaltung schlägt vor, den Naturrasen auf dem A-Platz des Sportzentrums Süd durch einen Kunstrasenplatz zu ersetzen. Ein Vorschlag, der breit geprüft wurde und praktisch erscheint: längere Spielzeiten, weniger Pflegeaufwand in Anbetracht der Klimaveränderungen, keine Unebenheiten mehr. Doch als Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen müssen wir genauer hinschauen – nicht nur auf die Oberfläche, sondern auch auf das, was darunter liegt.
Kunstrasenplätze mit Füllmaterial aus nachhaltigen Rohstoffen
Ja, es gibt Kunstrasenplätze mit Füllmaterial aus nachhaltigen Rohstoffen. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, der vom Gesetzgeber sowieso verlangt wird. Doch der Kunstrasen selbst bleibt, was er ist: ein erdölbasiertes Produkt, das über seine gesamte Lebensdauer kontinuierlich Mikroplastik freisetzt. Jedes Tackling, jeder Sprint, jeder Torschuss – all das setzt winzige Plastikpartikel frei, die in unseren Boden, unser
Grundwasser und letztlich in unsere Nahrungskette gelangen. Ist das der Preis, den wir für mehr Spielzeit
zahlen wollen?
Apropos erweiterte Spielzeiten – betrachten wir dieses Argument im Licht der Klimarealität. Die Sommer
werden heißer. Kunstrasenplätze können sich an heißen Tagen auf über 60 Grad Celsius aufheizen – deutlich mehr als Naturrasen. Die versprochenen zusätzlichen Spielstunden könnten sich in der Praxis als Illusion erweisen, wenn der Platz in den Sommermonaten während der Mittagshitze unbespielbar wird. Haben wir diesen Aspekt ausreichend bedacht?
B90/Die Grünen sind für bessere Sportanlagen
Verstehen Sie mich nicht falsch: Unsere Fraktion ist nicht gegen bessere Sportanlagen für unsere Vereine und Schulen. Im Gegenteil – wir wollen die besten Anlagen. Und das heißt eben auch ökologisch nachhaltig. Was wir fordern, ist ein echter Cradle-to-Cradle-Ansatz. Das bedeutet: Ein Kunstrasenplatz, der von Anfang an so konzipiert ist, dass am Ende seiner Lebensdauer jeder Bestandteil entweder biologisch abgebaut oder vollständig recycelt werden kann. Kein Mikroplastik, keine Umweltbelastung, kein ökologischer Fußabdruck. Ist das unrealistisch? Keineswegs. Das Problem ist erkannt, entsprechende Forschungsprojekte liefen bereits und haben Lösungen hervorgebracht, die, wie zum Beispiel die RWTH Aachen zeigt, sogar ganz ohne Infill auskommen und Fasern aus biobasierten Polymeren verwenden.
Auswirkungen auf die nächsten Generationen
Unsere Fraktion wird sich bei der heutigen Abstimmung enthalten. Nicht aus Unentschlossenheit, sondern aus Verantwortungsbewusstsein. Wir sind bereit, einem Kunstrasenplatz zuzustimmen – aber nur einem, der wirklich zukunftsfähig ist. Einem, bei dem auch die Auswirkungen auf die nächsten Generationen mit bedacht sind.
In diesem Zusammenhang sei auch gesagt, dass unsere Fraktion dankend zur Kenntnis nimmt, dass die
verantwortlichen Fachbereiche den Aspekt der Nachhaltigkeit fest im Blick haben. Allerdings dürfen wir
nicht vergessen, dass so manch nachhaltiger und zukunftsweisender Vorschlag aus den Fachbereichen
verwaltungsintern oder von der jeweiligen Mehrheit einkassiert und verstümmelt oder durch eine 08/15-
Lösung ersetzt wurde.
Ich bin aber davon überzeugt: Unsere Bürgerinnen und Bürger – und vor allem unsere Kinder – verdienen
einen Sportplatz, auf dem sie nicht nur heute, sondern auch in Zukunft mit gutem Gewissen spielen können.
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