Namensgebung der Hauptschule am neuen Standort

Redebeitrag Anke Klitzke im Rat der Stadt Gifhorn am 29.09.2025

Die Entscheidung über die zukünftige Namensgebung der Freiherr-vom-Stein-Schule ist mehr als ein formaler Akt – sie ist ein klares Bekenntnis zu demokratischer Teilhabe, historischer Verantwortung und gesellschaftlicher Haltung.

Die Schülerinnen und Schüler der Schule haben sich mit bemerkenswerter Ernsthaftigkeit und Tiefe mit der Biografie von Johanna Menke auseinandergesetzt. Ihre Entscheidung, die Schule künftig nach dieser beeindruckenden Frau zu benennen, ist das Ergebnis eines intensiven, reflektierten Prozesses.

Dass die AfD einen alternativen Namen vorschlägt – ohne Beteiligung der Schülerschaft und ohne Rücksicht auf die pädagogische Arbeit – zeigt, wie wenig Wert dort auf demokratische Mitgestaltung und Erinnerungskultur gelegt wird.

Wir dürfen nicht vergessen, was Johanna Menke und ihre Familie durchleben mussten. Ihre Flucht vor dem NS-Regime, ihr Leben im Exil, ihre bleibende Verbundenheit mit Gifhorn – all das ist Teil unserer Geschichte. Und gerade in Zeiten, in denen Antisemitismus wieder spürbar wird, ist es unsere Pflicht, ein klares Zeichen zu setzen.

Die Benennung der Schule nach Johanna Menke ist ein solches Zeichen.

Sie steht für Respekt, Vielfalt und die Verpflichtung gegenüber unserem Grundgesetz. Schulen sind Orte der Bildung – aber auch der Haltung. Und diese Haltung braucht Namen, die tragen.

Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Herrn Dr. Eichner, dem Schulleiter, der diesen Prozess mit großer Umsicht, Offenheit und pädagogischem Feingefühl begleitet hat. Sein Engagement für demokratische Bildung und historische Verantwortung verdient Anerkennung.

Ich appelliere daher an alle Ratsmitglieder: Folgen Sie dem Vorschlag der Schule. Vertrauen Sie auf die Urteilskraft der jungen Generation. Und setzen Sie gemeinsam mit uns ein Zeichen für Erinnerung, Teilhabe und Menschlichkeit.

Vielen Dank.

Änderungsantrag -AFD

Redebeitrag Dr. Hagen Schink im Rat der Stadt Gifhorn am 29.09.2025

Hagen Schink

Der Änderungsantrag der Ratsfraktion der AfD zur Benennung unserer neuen Hauptschule ist nicht nur aus formalen Gründen problematisch – er wirft auch erhebliche inhaltliche Bedenken auf.


Niemand bestreitet, dass Alfred Teves nach 1945 in Gifhorn Verdienste erworben hat. Aber seine Biograie ist ambivalent: Sein Unternehmen war Teil der Kriegswirtschaft, proftierte von Rüstungsaufträgen, und es gibt Hinweise auf Zwangsarbeit. Gleichzeitig gibt es Stimmen, die sagen, er sei kein NSDAP-Mitglied gewesen und habe einzelnen jüdischen Mitarbeitern geholfen. Genau diese Widersprüchlichkeit zeigt: Ein einfaches Schwarz-Weiß-Bild wird Alfred Teves nicht gerecht.


Und hier liegt das Problem: Die Ratsfraktion der AfD verschweigt diese Ambivalenz. In ihrem Antrag wird nur die positive Seite betont, die schwierigen Aspekte werden komplett ausgeblendet. Das ist kein ehrlicher Umgang mit Geschichte – das ist Geschichtsverklärung.


Für eine Schule aber brauchen wir Vorbilder, die eindeutig Orientierung geben. Alfred Teves ist kein solcher Name. Zu viele Fragen bleiben ofen, zu viele Schatten bleiben unerwähnt.


Die Schülerinnen und Schüler haben sich klar für die „Johanna-Menke-Schule“ entschieden. Das ist demokratisch, das ist zukunftsweisend – und das ist vor allem ein Name, mit dem sich die Schulgemeinschaft identifzieren kann. Oder, um es zugespitzt zu sagen: Unsere Kinder brauchen keine Helden mit
Fragezeichen, sondern Vorbilder mit Ausrufezeichen.


Lassen Sie uns deshalb das Votum der Schule respektieren und uns klar gegen die einseitige Geschichtsdeutung der Menschen der AfD stellen. Und lassen Sie uns als Stadt Gifhorn zeigen: Wir stehen für eine offene und ehrliche Erinnerungskultur. Wir verschweigen nicht, wir verklären nicht – wir stellen uns der ganzen Wahrheit.
Vielen Dank.

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