Weitere A39-Nebelkerze der IHK

A39 Protestwagen

Fragwürdige Veranstaltung ohne die eigentlich Zuständigen

Meinungsbeitrag von Norbert Schulze
Am 8. Juli 2025 fand in Isenbüttel eine fragwürdige Veranstaltung statt: Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg hatte zu einem „Wirtschaftsdialog“ eingeladen, um für den Neubau der umstrittenen Autobahn A39 zu werben. Doch statt sachlicher Debatte oder klärender Informationen zum Stand der Dinge wurde vor allem eines deutlich: Hier wird Lobbyarbeit auf dem Rücken der Umwelt und der Bevölkerung gemacht.

Mit dabei waren Landräte, IHK-Präsidenten und Vertreter großer Wirtschaftsunternehmen – jedoch keine Vertreter*innen der zuständigen Bundesbehörden oder der Autobahn GmbH, die für Planung, Bau und Finanzierung der A39 verantwortlich sind. Auch die Bundestagsabgeordneten, die über den Bundeshaushalt und Infrastrukturprojekte mitentscheiden, waren nicht dabei. Die entscheidenden Fragen blieben also unbeantwortet: Woher soll das Geld kommen? Wann wird gebaut? Was passiert mit Natur und Klima?

Stattdessen inszenierten sich einige Kommunalpolitiker*innen als Sprachrohr für angebliche wirtschaftliche Notwendigkeiten – obwohl längst klar ist, dass es an schlüssigen Verkehrs-, Umwelt- und Finanzierungskonzepten mangelt. Der geplante Bauabschnitt der A39 gehört zu den teuersten Autobahnprojekten Deutschlands – mit horrenden Kosten pro Kilometer, enormem Flächenverbrauch und massiven Eingriffen in sensible Ökosysteme.

Mehrere Umweltorganisationen – darunter ROBIN WOOD, BUND, NABU und VCD – kritisierten die Veranstaltung scharf. In einer gemeinsamen Stellungnahme werfen sie der IHK vor, einseitig wirtschaftliche Interessen zu bedienen und dabei die verfassungsrechtlich geschützten Umweltbelange sowie die realen Auswirkungen auf Mensch und Natur auszublenden. Auch die Klimaziele Deutschlands, so die Kritik, geraten durch solche verkehrspolitischen Rückschritte immer weiter aus dem Blick.

Eine berechtigte Frage lautet also: Warum veranstaltet die IHK überhaupt solche Formate, wenn die wirklich zuständigen Stellen fehlen?

Wurde hier etwa bewusst eine Bühne geschaffen, um vor anstehenden Wahlen Stimmung zu machen? Sollen mit plakativem Pro-Autobahn-Marketing Wahlkampfpunkte gesammelt werden, während echte Fakten und Zuständigkeiten ausgeblendet bleiben? Die IHK ist keine politische Partei – mit dieser Veranstaltung hat sie sich abermals als einäugiger Lobbyverband gezeigt. Ob das im Sinne der demokratischen Debattenkultur und einer nachhaltigen Zukunft ist, darf bezweifelt werden.

Die Grünen im Landkreis Gifhorn sagen klar:

Wir brauchen keine Autobahnen von vorgestern, sondern Mobilitätslösungen von morgen. Statt neue Schneisen in unsere Landschaft zu schlagen, setzen wir uns für einen klimagerechten Ausbau der Schiene, den Erhalt bestehender Verkehrsnetze und eine echte Mobilitätswende ein. Der Widerstand gegen die A39 wächst – und wir stehen an der Seite all jener, die sich für Mensch, Umwelt und ein lebenswertes Niedersachsen einsetzen.

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