Redebeitrag Hagen Schink der Grünen Fraktion im Rat der Stadt Gifhorn am 15.12.2025 Rede zur Resolution

Wir debattieren heute unseren Antrag zur Resolution „Privates Böllerverbot jetzt!“. Die Notwendigkeit dafür ergibt sich aus einer Vielzahl sozialer, ökologischer und ökonomischer Gründe, die mittlerweile umfassend wissenschaftlich und gesellschaftlich belegt sind. Immer deutlicher wird, dass das Abbrennen privater Feuerwerkskörper nicht mehr mit einem zeitgemäßen Verständnis von Sicherheit, Gesundheit, Umwelt- und Tierschutz vereinbar ist. Das Umweltbundesamt weist regelmäßig darauf hin, dass allein in der Silvesternacht rund 2.050 Tonnen Feinstaub PM₁₀ freigesetzt werden, davon etwa 1.700 Tonnen PM₂,₅, die aufgrund ihrer geringen Größe tief in die Lunge eindringen können. Diese Belastungen führen in vielen Städten zu kurzfristigen, aber massiven Überschreitungen der WHO-Empfehlungen für Luftqualität und stellen für Menschen mit Atemwegs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar.
Neben der Luftverschmutzung entstehen jedes Jahr große Mengen Müll aus Kunststoff und Pappe, die häufig im öffentlichen Raum zurückbleiben und von den Kommunen unter erheblichem Aufwand entsorgt werden müssen.
Auch die Deutsche Umwelthilfe hat in zahlreichen Stellungnahmen dargelegt, dass privates Feuerwerk erheblichen Schaden verursacht. Sie verweist auf durch Böller und Raketen freigesetzte Schadstoffe, auf Plastikrückstände in Böden und Gewässern und auf massiven Lärm, der nicht nur Menschen, sondern insbesondere Wild- und Haustiere belastet. Tiere geraten in Panik, fliehen, verletzen sich oder sterben sogar an den Folgen des Stresses. Zudem entstehen jährlich tausende Verletzungen bei Menschen – von schweren Hand- und Augenverletzungen bis hin zu Knalltraumata. Auch das ist durch UBA- und DUH-Auswertungen gut dokumentiert.
Besonders alarmierend sind jedoch die sozialen Folgen, die unser Antrag bereits hervorhebt. Jahr für Jahr kommt es zu gefährlichen Situationen für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste. Einsatzkräfte werden beschossen, Rettungswagen attackiert und Löscharbeiten behindert. Hier stehen wir als Gesellschaft an einem Kipppunkt. Wenn Menschen, die uns schützen, selbst zur Zielscheibe werden, ist es unsere Pflicht als Kommunalpolitik, klare Konsequenzen zu ziehen.
Deshalb möchte ich ausdrücklich betonen: Wir als Fraktion Bündnis 90/Die Grünen unterstützen die Petition der Gewerkschaft der Polizei uneingeschränkt. Die GdP fordert ein bundesweites Verkaufs- und Abbrennverbot, und wir stehen fest an ihrer Seite – aus Respekt vor den Menschen, die an Silvester besonders gefährdet sind.
Neben diesen sozialen und ökologischen Aspekten sprechen auch ökonomische Gründe für ein Verbot. Die kommunalen Kosten für Reinigung und Entsorgung des Feuerwerksmülls sind erheblich. Dazu kommen Einsätze der Polizei und Feuerwehr, die oft vermeidbar wären. Hinzu treten Sachschäden durch Brände und Explosionen, die jedes Jahr hohe Versicherungs- und Reparaturkosten verursachen. Ein privates Böllerverbot entlastet also nicht nur Mensch und Umwelt, sondern auch öffentliche Haushalte und Infrastrukturen. Das Umweltbundesamt weist hierbei explizit auf die Probleme unsachgemäßer Entsorgung und auf die Schadstoffbelastungen durch Rückstände hin; die DUH ergänzt die immensen Folgekosten durch Verletzungen und Sachschäden.
Schließlich ist auch klar: Zonenverbote, wie sie viele Städte inzwischen ausweisen, reichen nicht aus. Sie sind schwer zu kontrollieren und bringen nur begrenzte Wirksamkeit. Unser Antrag formuliert daher richtigerweise den Appell an den Deutschen Bundestag, das Sprengstoffgesetz so anzupassen, dass ein bundesweit einheitliches Verkaufsverbot privater Pyrotechnik umgesetzt werden kann – rechtzeitig vor Silvester 2026.
Nur eine nationale Regelung schafft Klarheit, verhindert Schlupflöcher und erleichtert die Durchsetzung.
Ein modernes Silvester braucht keine privaten Böller. Es braucht Sicherheit, Sauberkeit, Rücksicht und verantwortungsvolle Alternativen – etwa professionell organisierte Feuerwerke oder umweltfreundliche Laser- und Drohnenshows, wie sie inzwischen in vielen Städten erfolgreich praktiziert werden. Die Fakten sind eindeutig, die gesellschaftliche Stimmung kippt spürbar, und die Zahl der Unterstützerinnen und Unterstützer eines Verbots wächst stetig.
Lassen Sie uns heute ein starkes Signal aus Gifhorn aussenden: Wir schützen unsere Einsatzkräfte, wir schützen unsere Umwelt, wir schützen unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger. Wir stehen für ein friedliches, modernes und nachhaltiges Silvester. Ich bitte Sie herzlich um Ihre Unterstützung unserer Resolution.
Vielen Dank.
Quellen:
Umweltbundesamt (UBA)
- https://www.umweltbundesamt.de/themen/luft/luftschadstoe/feinstaub/feinstaub-durch-
silvesterfeuerwerk - https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/silvesterfeuerwerk-einuss-auf-mensch-umwelt
- https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/uebergreifende-tipps/feuerwerk
Deutsche Umwelthilfe (DUH) - https://www.duh.de/informieren/saubere-luft/silvesterfeuerwerk/
- https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/deutsche-umwelthilfe-fordert-mit-
breitem-aktionsbuendnis-und-mit-unterstuetzung-der-gewerkschaft-der-p/
RND-Bericht zur DUH-Forderung - https://www.rnd.de/politik/boeller-zu-silvester-umwelthilfe-fordert-feuerwerk-verbot-zum-
jahreswechsel-XXZWLGVANVEJ3NBPMX6FG7GS2Q.html
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