Perspektiven für Party Mobilität im Landkreis Gifhorn

Tjark Melchert

Bei einem grünen Abend des OV Isenbüttel referierte Tjark Melchert zu „Sicheren Wegen für Jugendliche zum Feiern in die Großstadt“. Er berichtete über die Aktuelle Situation, Lösungen in anderen Regionen und Perspektiven für den Landkreis Gifhorn.

„Auf allen Ebenen wird über das Thema gesprochen, aber es passiert kaum etwas“, berichtet Tjark Melchert, der mit diesem Thema immer wieder konfrontiert wurde. Egal, ob in der Schule, im Stadt- oder Kreisschülerrat oder beim runden Tisch, wo Tjark Melchert als gewählter Jugendvertreter sitzt, überall bei jungen Menschen ist die Mobilität zum Feierngehen ein Thema. Der Erfolg ist bisland überschaubar.

Der Landkreis Gifhorn hat ein Problem! Es gibt in der Region keine Möglichkeiten Party zu machen und keine Anbindung an die umliegenden Großstädte! Zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommt man da nicht weit, auch weil Radwege fehlen und das Auto ist zu unsicher, wenn man zuvor stundenlang in der Disco war, müde ist, Nachtsfahren nicht kennt und unter Umständen sogar alkoholisiert ist. Bei der Gruppe, die auf dem Weg zur Disco und zurück selber fahren, passieren sehr viele Unfälle, von denen auch einige immer wieder tödlich enden. „Deswegen brauchen wir ein neues Konzept für die Mobilität von Jugendlichen bei Nacht“, meint Tjark Melchert. Natürlich ist es schwer, die Menschen aus einem Flächenlandkreis, der über 1500 Quadratkilometer hat, zusammenzubringen. Dieses Problem haben aber auch andere Regionen, die es geschafft haben, diese Problematik zu überwinden!

In Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt gibt es beispielsweise landesweite Ansätze, die man Jugendliche auch nachts mobil macht. In den Ländern können Gutscheine erworben werden, die im Taxi den doppelten Wert des Kaufpreises haben. So werden Taxifahrten zu 50% subventioniert. Dies wird dort unterstützt von öffentlichen Stellen, aber auch von Sponsoren, wie Versicherungen, die sparen, wenn weniger Unfälle passieren.

In einzelnen Landkreisen sorgen Bürgerbusse unregelmäßig auch für Mobilität bei Nacht. Wenn sich jemand findet, der dort bereit ist die Fahrt zu machen, kann der Bürgerbus starten. Häufig findet sich dabei allerdings keiner. Der Nordkreis soll ja nun selber auch einen Bürgerbus bekommen. Vielleicht sind hier ja Menschen bereit, auch Abends die Großstädte anzufahren, um der dortigen Jugend zu ermöglichen, Klubs zu besuchen.

In Ostfriesland fährt die Nachteule. Ein komplexes und etabliertes Busnetz, das es seit über 20 Jahren gibt. Jährlich fahren hier 200.000 Jugendliche für ein paar Euro (je nach Bereich bis zu 5€) zum Festpreis durch die Nacht in die Nachtklubs. Auch hier ermöglichen öffentliche Stellen dieses Angebot. Es ist also nur eine Frage des Willens, so eine Mobilität zu ermöglichen. Manchmal scheint man in der Autoregion in Gifhorn nicht an Lösungen mit Bussen zu denken. Alle paar Monate gibt es von großen Veranstaltern Mottopartys in Celle oder Hannover, für die auch aus Gifhorn Busse fahren. Dieses Angebot wird auch immer gut angenommen. Die Nachfrage ist also da!

Die Leitfrage für dieses Thema ist für Melchert die, wie viel es der Politik und den Bürgern wert ist, dass ihr Kinder sicher zur Party und zurück kommen. „An der Stelle sollte man eigentlich nicht zögern, auch mal ein bisschen Geld zu investieren, sonst läuft da etwas falsch! Hier sollte auch unsere Politik endlich mal über nachhaltige Lösungen nachdenken und es nicht aussitzen, dass die jungen Generationen in ihren Dörfern vergammeln!“

Den größten Erfolg mit dem Thema konnte mit dem Stadtschülerrat erzielt werden, als, auf deren Impuls hin, die Stadt gemeinsam mit Taxi- und Discobetreibern das sogenannte „Disco Taxi“ ins Leben gerufen hat.Dieses ermöglicht Jugendlichen zu Festpreisen in vorgegebene Klubs zu fahren, wo diese dann außerdem ein Special, also beispielsweise freien Eintritt oder ein kostenloses Getränk, bekommen. „Ein gutes Angebot, aber es muss weitergehen“, fordert Tjark Melchert. Denn ein Ausflug in die Großraumdisco Inkognito in Celle beispielsweise kostet hin und zurück 128€. Für Jugendliche ist das nicht wenig Geld, auch wenn man dann kostenlosen Eintritt dort bekommt. Wenn man mit einer Gruppe von vier Menschen fährt, was eine realistische Gruppengröße ist, sind das über 30€ pro Peron! Das ist immernoch zu viel! Man bekommt solche Taxis nicht voll! Außerdem werden die Preise mit der kommenden Auflage nochmal angehoben. Neben dem Preis ist dieses Disco Taxi auch nicht für alle Landkreis nutzbar, sondern nur in Gifhorn, Isenbüttel und Calberlah. Die Jugend in anderen Bereichen, wie dem Nordkreis bleibt also weiterhin auf der Strecke.

Eine echte Lösung wurde damit also noch nicht gefunden. Vielleicht wäre es ja möglich, dieses Disco Taxi regional noch auszuweiten und es so zu subventionieren, dass es zu Preisen kommt, die auch Jugendliche in kleinen Gruppen zahlen können. „Ich hoffe, das Thema schläft nicht ein und kommt voran.“, meint Melchert abschließend er appelliert: „Denkt groß!“