Kommentar: Ein Hoch auf die EU

Tjark Melchert vor dem Präsidentenpalast in Bratislava.
Tjark Melchert vor dem Präsidentenpalast in Bratislava. Foto: Agneshka Sabelko
Tjark Melchert

„Pozdrav zo Slovenska“ – „Grüße aus der Slowakei“. Ich bin Tjark Melchert, Mitglied der Gifhorner Grünen und absolviere zurzeit in Bratislava ein durch die EU gefördertes Erasmus Semester. Dieses neigt sich langsam zu Ende, doch ich kann auf viele großartige Erfahrungen zurückblicken und Europa aus einer anderen Perspektive wahrnehmen.

Viele politische Floskeln zur europäischen Union könnte ich für mich mit praktischen Beispielen untermauern.

Am 1. Mai wurde in Bratislava und der Slowakei nicht nur der „Tag der Arbeit“ gefeiert, sondern vor allem 15 Jahre Mitgliedschaft in der Europäischen Union. Gerade für diese Hauptstadt, die so nahe an Österreich und Ungarn liegt, ist die EU ein Segen.

Aber auch ich, als Erasmus-Student durfte an vielen Stellen sehr von der EU profitieren. Dabei möchte ich nur mal drei Beispiele aus meinem Alltag in Bratislava nennen:

  1. Die Reisefreiheit: Ich konnte jederzeit spontan beispielsweise nach Wien fahren, um Freunde zu treffen, ohne Visum oder irgendeine Vorbereitung und vor allem ohne nerviges Warten und Kontrollen an der Grenze. Eine Kommilitonin berichtete immer, wie lange sie an der Ukrainisch-ungarischen Grenze warten und sich durchsuchen lassen musste. Es ist ein Segen für uns Bürgerinnen und Bürger, dass wir das innerhalb der EU überwunden haben.
  2. Die Handynutzung: Dank der EU konnte ich im Ausland einfach und entspannt meinen deutschen Tarif weiter nutzen. Das ganze ohne Roaming-Gebühren und die permanente Angst vor einer Kosten-Explosion.
  3. Die Währungsunion: Dank dem Euro als gemeinsame Währung und der Bankenunion konnte ich problemlos im Ausland mein deutsches Bankkonto weiternutzen. Ich hatte keine Umstellung mit der Währung und brauchte keine Angst haben, beim Währungswechsel übers Ohr gezogen zu werden.

Seit dieser Zeit in Bratislava mit diesen Erfahrungen bin ich noch überzeugter: Wir brauchen mehr Europa, denn viele Herausforderungen schaffen wir nur zusammen.

In Bratislava konnte ich auch beobachten, wie eine Stadt und ein Land sich verändern und sich öffnet, das auch vor allem durch die EU. Die Menschen sind dankbar und eine Mehrheit klar pro-europäisch eingestellt.

Das hat man auch bei der Präsidentschaftswahl gemerkt: Anders als in Frankreich oder Österreich gab es in der Stichwahl nur zwei eindeutig pro-europäische Kandidaten. Mit Zuzana Caputova hat sich nun eine liberale Umwelt-Aktivistin durchgesetzt, die nun ab Juni große Aufgaben zu bewältigen hat. Es gilt das Vertrauen in Politik und Staat zurückzugewinnen und dabei die Slowakei weiter voranzubringen.

Dafür braucht sie starke Partner und einer davon sollten die Grünen sein.

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Mir ist noch klarer geworden, dass Europa von Begegnung lebt. Erasmus Plus ist ein super Projekt, welches man ausweiten und öffnen sollte. Dieses Programm darf kein akademisches Programm sein, sondern sollte alle mitnehmen: Ob jung oder alt, Akademiker oder nicht Akademiker.

Ich finde sogar, dass alle im Rahmen ihrer Ausbildung einen längeren Zeitraum im Ausland verbringen sollten, denn man kann davon immer viel für sich mitnehmen.

Nur als Europa schaffen wir es auch, andere Schwerpunkte thematisch zu setzen und Nachhaltigkeit den Stellenwert zu geben, den es verdient: An erster Stelle als Wert für jedes politische Handeln.

Ich will eine Klimapolitik, mit der die Unternehmen in Europa endlich sich darauf konzentrieren, worauf es ankommt: Emissionen vermeiden, nicht Steuern.

Europa braucht GRÜN und ich hoffe, dass nach dieser Wahl eine große grüne Fraktion da steht, die Europa noch Grüner macht und die europäische Integration vorantreibt. Denn es reicht nicht, die Errungenschaften zu verteidigen, wir müssen weitergehen zu einem vereinten Europa, das ein starker Akteur in der Welt ist.