Humanitäre Hilfe sofort

Nicole Wockenfuß
2020-06-23 Rede von Nicole Wockenfuß im Kreistag zur Aufnahme von geflüchteten, unbegleiteten Jugendlichen aus Griechenland

Sehr geehrter Herr Landrat, sehr geehrter Herr Vorsitzender, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete, sehr geehrte Zuhörer*innen,

„Der Landkreis Gifhorn übernimmt kurzfristig 20 unbegleitete Kinder und Jugendliche, die sich aktuell als Geflüchtete in Griechenland befinden.“

— Diesen Antrag haben wir im März gestellt.

Wie die Situation heute in den Flüchtlingslagern aussieht wissen wir nicht. Eine aktuelle Berichterstattung gibt es eher gar nicht, nicht einmal dürftige Berichte erreichen uns derzeit aus den Flüchtlingslagern in Griechenland.

Wie sieht es da z. Zt. aus?

Wieviele an Covid 19 Erkrankte gibt es dort?

Wie sind die hygienischen Zustände, wie die ärztliche Versorgung?

Was ist mit den unbegleiteten Kindern und Jugendlichen, denen es schon vor der Pandemie nicht gut ging?

Fragen über Fragen!

„Europa muss sich mit Moria befassen, denn hier ist Europa“,

titelte die TAZ am 13. Mai 2020

Inhalt des Textes waren die damaligen Zustände im Lager, u. a. wurden Geflüchtete interviewt.

Eine Aussage war von Mohammad Alizadah, 30 Jahre, Apotheker. Er floh mit seiner Frau und seiner 4 Jahre alten Tochter im November 2018 aus Afghanistan.

Seit November 2019 lebt er im Flüchtlingslager Moria. Er ist Sprecher von Moria Corona Awareness Team, welches sich für den Infektionsschutz einsetzt.

Zitat:

„Die Zustände im Flüchtlingslager Moria sind katastrophal, unsere größte Sorge ist derzeit Corona.“

Das war Mitte Mai, als das Lager, welches für 3.000 Meschen ausgelegt war, schon über 20.000 Geflüchtete beherbergte. Seitdem sind die Zustände in dem Flüchtlingslager nicht besser geworden.

Wir sollten also schnell in Europa handeln und die humanitäre Hilfe für Kinder und Jugendliche auf den Weg bringen, eher gestern als heute.

Dazu gehört, dass der Landkreis Gifhorn mit möglichst allen Stimmen heute beschließt, 20 unbegleitete Kinder und Jugendliche aufzunehmen.

Der Berliner Senat, der wegen der Corona Pandemie die Gefahr einer Gesundheitskatastrophe in den griechischen Flüchtlingslagern sieht, hat vor einer Woche beschlossen, in einer humanitären Aktion 300 besonders Schutzbedürftige aufzunehmen. Der Bund muss allerdings noch zustimmen.

Im Fokus seien dabei unbegleitete Minderjährige, Schwangere sowie alleinerziehende Mütter und Väter mit minderjährigen Kindern, hieß es.

Auch Menschen im Alter von mehr als 60 Jahren, die zur Covid-19 Hochriskogruppe gehören, will das Land aus humanitären Gründen aufnehmen.

Der Landkreis Gifhorn gehört kommunal zu den Kreisen, denen es verhältnismäßig sehr gut geht und sich solidarisch zeigen kann.

Wir haben starke Schultern, eine aktive Zivilgesellschaft und die Möglichkeiten zu helfen. Lassen Sie uns heute deshalb für die hilfsbedürftigen Kinder stimmen.

Hier in Gifhorn gibt es ein breites Bündnis aus Kirchen, Verbänden, Gewerkschaften und engagierten Bürger*innen, welche sich außerparlamentarisch für die Aufnahme Geflüchteter aus den überfüllten griechischen Lagern einsetzen.

Wenn ihnen also, die Sie alle eine humanitäre Verantwortung haben,die Schicksale der Flüchtlinge nicht egal sind, dann stimmen sie unserem Antrag zu.

Vielen Dank