Redebeitrag Anke Klitzke der Grünen Fraktion im Rat der Stadt Gifhorn am 29.09.2025

Das Thema „Verkehrsberuhigter Bereich in der Alten Riede“ beschäftigt uns nicht erst seit gestern. Es ist ein Anliegen, das aus der Mitte der Anwohnerschaft entstanden ist – getragen von dem Wunsch nach mehr Sicherheit, Ruhe und Lebensqualität im eigenen Wohnumfeld.
Auf Initiative zahlreicher Anwohnerinnen und Anwohner wurde damals ein Antrag eingebracht, die Umgestaltung der Alten Riede zu einem verkehrsberuhigten Bereich zu prüfen. Zur Unterstützung dieses Anliegens wurden viele Unterschriften gesammelt – ein starkes Zeichen bürgerschaftlichen Engagements.
Ich erinnere mich gut daran, wie viele Menschen die Beratungen im zuständigen Ausschuss persönlich verfolgt haben. Das zeigt: Dieses Thema bewegt.
Was bedeutet ein verkehrsberuhigter Bereich konkret? Er ist durch Verkehrszeichen klar gekennzeichnet, oft auch als „Spielstraße“ bekannt. Hier gilt Schrittgeschwindigkeit – maximal 4 bis 7 km/h. Fußgänger*innen dürfen die Straße in ihrer gesamten Breite nutzen, Kinder dürfen spielen. Der Fahrzeugverkehr muss sich diesen Gegebenheiten unterordnen. Parken ist nur auf ausgewiesenen Flächen erlaubt. Ziel ist es, den Verkehr zu entschleunigen und den öffentlichen Raum sicherer und lebenswerter zu gestalten – besonders für Kinder, ältere Menschen und alle, die zu Fuß unterwegs sind.
Für uns als Grüne Fraktion sind solche Maßnahmen ein wichtiger Schritt in Richtung nachhaltiger Stadtentwicklung. Verkehrsberuhigte Bereiche erhöhen die Lebensqualität, reduzieren Lärm und Schadstoffe und fördern ein respektvolles Miteinander im Straßenraum.
Deshalb unterstützen wir grundsätzlich alle Initiativen, die den Verkehr entschleunigen und den Menschen wieder mehr Raum geben.
Nach Vorlage der Prüfergebnisse wurde empfohlen, die Variante mit dem geringsten baulichen Aufwand umzusetzen. Doch in der letzten Sitzung wurden von einigen Anwohner*innen neue Bedenken geäußert. Das zeigt: Die Meinungsbildung ist noch nicht abgeschlossen – und es besteht weiterer Informationsbedarf.
Wir begrüßen daher ausdrücklich die geplante Informationsveranstaltung für die Anwohner*innen. Sie bietet die Möglichkeit, Fragen zu stellen, Sorgen zu äußern und sich umfassend zu informieren. Dieser Weg wurde gemeinsam mit allen Ausschussmitgliedern entwickelt – als Einladung zum Dialog und zur Stärkung der Gemeinschaft in der Straße.
Was wir jedoch kritisch sehen, ist nun das Bestreben den Antrag auf Umgestaltung der Alten Riede, nun vollständig abzulehnen.
Das würde jene Anwohner*innen zurücklassen, die sich mit viel Zeit und Engagement für die Verbesserung ihres Wohnumfelds eingesetzt haben.
Können wir uns das leisten?
Wollen wir wirklich den Weg wählen, der am wenigsten kostet – aber auch am wenigsten bewegt?
Wir sollten nicht den einfachsten Weg gehen, sondern den richtigen: den Weg des Austauschs, der Beteiligung und der gemeinsamen Gestaltung.
Denn wenn wir Bürger*innen, die sich aktiv einbringen, mit einem Nein abspeisen, fördern wir Politikverdrossenheit und das Gefühl: „Die da oben machen doch, was sie wollen.“
Für uns ist eines ganz klar: Verkehrsberuhigung darf nicht über die Köpfe der Menschen hinweg entschieden werden – sie muss gemeinsam mit ihnen gestaltet werden. Denn nur, wenn die Bürgerinnen und Bürger vor Ort eingebunden sind, entsteht echte Akzeptanz.
Wir wollen nicht einfach Maßnahmen umsetzen – wir wollen Vertrauen schaffen. Vertrauen in eine Politik, die zuhört, die ernst nimmt, die gemeinsam mit den Menschen Lösungen findet.
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