Antrag zur „Umbenennung der Dr.-Gotthard-Rattay-Straße“

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Nerlich, sehr geehrter Herr Ratsvorsitzender Sartor,

hiermit beantrage ich für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen folgende Änderungsanträge zur Drucksache VIII/0355 „Umbenennung der Dr.-Gotthard-Rattay-Straße  im Verwaltungsausschuss und im Rat zu berücksichtigen:

Antrag:   1. bleibt wie von der Verwaltung vorgeschlagen

              2. Die Verwaltung benennt einen Frauennamen für diese Straße, diese Frau sollte aus Gifhorn stammen. Ist dieses nicht möglich beantragt Bündnis 90/die Grünen diese Straße in Hannah-Arendt-Straße umzubenennen. Hannah Arendt hat sich in besonderer Weise literarisch gegen totalitäre Systeme ausgesprochen.

               3. Alle Straßennamen in denen Personen benannt sind werden diese auf ihre Vergangenheit  überprüft. Hierbei sollen insbesondere die Jahrgänge genauer betrachtet werden die mit dem NS-Regime in Verbindung gestanden haben könnten.

Begründung:  Bündnis 90/Die Grünen halten Hannah Arendt gerade deshalb als Namensgeberin für besonders geeignet, weil sie als Jüdin und Antifaschistin einen Kontrapunkt zum bisherigen Namensgeber bildet.

Mit freundlichen Grüßen

Nicole Wockenfuß

Hannah Arendt  – Wikipedia

(* 14. Oktober 1906 in Linden, heute Stadtteil von Hannover; † 4. Dezember 1975 in New York; eigentlich Johanna Arendt) war eine jüdisch deutsch-amerikanische politische Theoretikerin und Publizistin.

Die Entrechtung und Verfolgung von Menschen jüdischer Abstammung seit 1933 sowie ihre eigene kurzzeitige Inhaftierung im selben Jahr veranlassten sie zur Emigration aus Deutschland. Vom nationalsozialistischen Regime 1937 ausgebürgert, war sie staatenlos, bis sie 1951 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt. Sie war unter anderem als Journalistin und Hochschullehrerin tätig und veröffentlichte wichtige Beiträge zur politischen Philosophie. Gleichwohl lehnte sie es in ihren späten Jahren ab, als „Philosophin“ bezeichnet zu werden. Auch dem Begriff „Politische Philosophie“ stand sie eher distanziert gegenüber; sie bevorzugte für ihre entsprechenden Publikationen die Bezeichnung „Politische Theorie“.

Arendt vertrat ein Konzept von „Pluralität“ im politischen Raum. Demnach besteht zwischen den Menschen eine potentielle Freiheit und Gleichheit in der Politik. Wichtig ist es, die Perspektive des anderen einzunehmen. An politischen Vereinbarungen, Verträgen und Verfassungen sollten auf möglichst konkreten Ebenen gewillte und geeignete Personen beteiligt sein. Auf Grund dieser Auffassung stand sie rein repräsentativen Demokratien kritisch gegenüber und bevorzugte Rätesysteme und Formen direkter Demokratie.

Nicht zuletzt auf Grund ihrer zahlreichen theoretischen Auseinandersetzungen mit Philosophen wie Sokrates, Platon, Aristoteles, Immanuel Kant, Martin Heidegger und Karl Jaspers sowie mit den maßgeblichen Vertretern der neuzeitlichen politischen Philosophie wie Machiavelli, Montesquieu und Tocqueville wird sie dennoch häufig als Philosophin bezeichnet. Gerade wegen ihres eigenständigen Denkens, der Theorie der totalen Herrschaft, ihrer existenzphilosophischen Arbeiten und ihrer Forderung nach freien politischen Diskussionen nimmt sie in den Debatten der Gegenwart eine bedeutende Rolle ein.

Als Quellen für ihre Überlegungen nutzte Arendt neben philosophischen, politischen und historischen Dokumenten unter anderem Biografien und literarische Werke. Diese Texte wertete sie wortgetreu aus und konfrontierte sie mit ihren Denkansätzen. Ihre – teilweise von Heidegger beeinflusste – Herangehensweise macht sie zu einer häufig mit eigensinnigen Ideen aufwartenden Denkerin zwischen den universitären Fachgebieten.