Das Jahr der Trolle und Populisten

Winter im Boldecker Land
Liebe Freundinnen und Freunde,

letzte Weihnacht hatte ich noch für etwas mehr Gelassenheit im Umgang mit der Flut an Meldungen geworben. Doch bereits die Silvesternacht wurde zum gefundenen Fressen für Populisten. Auf keinen Fall will ich die Geschehnisse in Köln und anderswo herunterspielen! Nur halte ich es für nicht minder verwerflich, wenn Medien und Politiker aus dem Leid anderer Menschen Kapital schlagen. Ist für Quote jedes Mittel recht und ist postfaktische Politik die Zukunft?

Bitte den Troll nicht füttern

Internetkenner haben bereits in den 90ern mit dem Kürzel DNFTT (engl. „Do not feed the troll“) vor emotionaler Provokation durch Trolle gewarnt. Leider fehlt uns offensichtlich nicht nur im Netz, sondern auch im realen Leben bei ganz bestimmten Themen die Gelassenheit. Sodass rechtspopulistische Trolle genau wissen, welchen Knopf sie bei uns drücken müssen, damit wir ihnen freiwillig noch mehr „Futter“ liefern. Wo eigentlich Besonnenheit und ein klarer Kopf angebracht wären, lassen wir uns allzu oft auf hitzige Diskussionen ein. Zum Schluss sind wir mit Scherben kehren beschäftigt, während der Initiator schon längst woanders sein Unwesen treibt.

Ein neuer König für die Trolle

Die Krönung eines Meinungsmachers konnten wir mit den US-Präsidentschaftswahlen erleben. Da wird ab dem kommenden Jahr ein neuer Mann an der Spitze einer Weltmacht stehen, für den Diplomatie und politische Korrektheit Kunstbegriffe aus einem Science-Fiction-Film zu sein scheinen.  Zu allem Überfluss wurden im Wahlkampf auch noch Social-Bots eingesetzt. Damit merkt man nicht einmal, dass da auf der anderen Seite gar kein Mensch dumme Kommentare macht. Obendrein sind in den USA die mächtigsten Internetkonzerne (Datenkraken) der Welt zu Hause, die uns Inhalte nach deren Regeln servieren.

Auffallen, um zu gefallen?

Trolle zogen überwiegend anonym ins junge Internet ein. Im Gegensatz dazu startete damals in Deutschland ein höhensonnengegerbter Mann im pastellfarbenen Trainingsanzug seine Karriere. Allerdings mehr mithilfe von privaten Eskapaden, als mit musikalischem Talent scheffelte er Millionen. Heute entscheidet er als Juror im Fernsehen, wer sich ein „Star“ nennen darf. Trotzdem hat er viele Fans, weil er scheinbar kein Blatt vor den Mund nimmt und Klartext spricht. Dass dahinter auch Methode stecken kann, bleibt vielen Menschen verborgen. Ohne unsere bunte Medienwelt, mit ihrer oft heuchlerischen Effekthascherei, würde das kaum funktionieren.

Ausweg aus dem postfaktischen Albtraum

Grüne sind für Rechtspopulisten geliebte Gegner. Unsere Debattenkultur macht es den Trollen leicht. Mit kleinen Einwürfen kann man Grüne sehr einfach dazu bringen, dass sie sich Debatten-Hamsterrad verlaufen. Eine sehr effektive Möglichkeit, den politischen Gegner zu entwaffnen. Was spricht dagegen, sich für solche Situationen zu wappnen und Angreifer ins Leere laufen lassen? Als Beispiel seien hier die StammtischkämpferInnen-Schulungen genannt. Hier sollen notwendigen Werkzeuge an die Hand gegeben werden, sodass es einem in solchen Situationen leichter fällt gelassen zu sein oder überzeugend zu kontern.
In diesem Beitrag wurde bewusst auf konkrete Namen verzichtet, dennoch weiß jeder, wer oder was gemeint ist. Somit unterbindet man gute Platzierungen in den Suchmaschinen von ungeliebten Personen, Gruppierungen und Produkten. Gleiches gilt mit dem Weiterleiten, Verlinken und „Liken“ von Bildern und URLs. Wir sind nicht machtlos! Letztlich sind Pragmatismus und ein großer Papierkorb ebenfalls ein gutes Mittel gegen Trolle.

Norbert Schulze
Norbert Schulze

Ich wünsche Euch besinnliche Feiertage und ein glückliches 2017!

Ein persönlicher Kommentar
von Norbert Schulze
(Bokensdorf)