Unser Wolfsberater. Einen Maulkorb darf es nicht geben! 29. Januar 201916. März 2021 Karl-Gustav Laser, in Fachkreisen auch als Carlo Laser bekannt, kam auf Einladung des Vorstandes des OV Samtgemeinde Isenbüttel zum Dezember Stammtisch in den Isenbütteler Hof, um über den Wolf in Niedersachsen und insbesondere auch in unserem Landkreis zu berichten. Aktuell gab es in den Medien Berichte über die künftigen Befugnisse der Wolfberater des Landes Niedersachsen. Das Umweltministerium hatte die Wolfsberater Niedersachsens angeschrieben und auf künftige Regularien hingewiesen. Sie sollen keine Beurteilungen mehr von Wolfsverhaltensweisen bezüglich Gefährlichkeit und Handlungsrelevanz vornehmen, auch sind Nutztierrisse nur noch unkommentiert an Dritte oder die Medien weiterzuleiten, Interpretationen sind unerwünscht. Unter den niedersächsischen Wolfsberatern löste das erst einmal Empörung aus, sie wollen sich keinen Maulkorb verpassen lassen. Carlo Laser ist einer der Wolfsberater für den Landkreis Gifhorn, der für das NLWKN (Niedersächsisches Landesamt für Wasser-, Küsten- und Naturschutz) vom Land Niedersachsen ehrenamtlich ernannt wurde. Das Wolfsbüro des NLWKN koordiniert alle Maßnahmen des niedersächsischen Wolfsmanagements, die Wolfberater leiten ihre Beobachtungen, Funde usw. nach dort weiter, bzw. erhalten sie von dort Aufträge oder Hinweise. Welche Wolfwanderungen bzw. wo Rudel ansässig sind kann dann genauer beobachtet oder rekonstruiert werden. Wie reagiert die Bevölkerung auf das Thema Wolf? Das Thema Wolf ist in der Bevölkerung ein umstrittenes Thema, es verursacht einerseits Ängste, Wolfsgegner prognostizieren durch eine steigende Population in Deutschland unkontrollierbare Wolfsrisse, die einen hohen wirtschaftlichen Schaden verursachen, ferner ist der Wolf ein Wildtier, welches dem Menschen gefährlich werden könnte. Andererseits gibt es die Wolfsbefürworter, die den Wolf als Wildtier respektieren und ihm auch das Recht zugestehen wollen, hier wieder heimisch zu werden, nachdem er lange ausgestorben war. Die Geschichte vom „Bösen Wolf“ Carlo Laser hat in seinem Beitrag die Historie des „Bösen Wolfes“, seine Lebensweise und seine Chancen, hier heimisch zu werden lebendig aufgezeigt. Der Wolf hat durchaus einen natürlichen Feind, nämlich den Mensch. Es ist durchaus fraglich, ob der Wolf hier eine langfristige Überlebenschance hat und sich vermehren kann. Erwähnenswert ist auch die Tatsache, dass der 1. Wolf in Deutschland im Jahr 2000 in der Lausitz gesichtet wurde, dort, wo der letzte Wolf vor fast 100 Jahren erlegt wurde. Mit der Grenzöffnung kam der Wolf aus Osteuropa zu uns, dort hat er bereits seinen natürlichen Lebensraum und wird dort als Wildtier respektiert. Um den Wolf europaweit zu schützen ist er nach EU Recht geschützt, EU Länder und Bundesländer wie z.B. Niedersachsen versuchen das EU Recht auszuhebeln, man möchte die Population begrenzen und Tiere „entnehmen“, also töten. Hier finden entsprechende Konferenzen statt, unumstritten ist jedoch die Möglichkeit der Tötung eines als „gefährlichen Wolf“ einzustufenden Tieres. Die Gefahrenabwehr steht gesetzlich natürlich an 1. Stelle, es muss jedoch auch hier sichergestellt sein, dass die Gefährdung entsprechend dokumentiert wird, des Weiteren ist eine einheitliche Definition der „Gefährdung“ zu bestimmen. Carlo Laser berichtete, dass derzeit im Landkreis Gifhorn ein Rudel in Ehra-Lessien, auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz ansässig ist. Wölfe, die den Landkreis nur durchqueren, also auf der „Durchreise“ sind, werden ebenfalls registriert. Einen Trittsiegel in Gips gegossen (ca. 15 cm groß, siehe Foto links) hatte Carlo Laser ebenfalls dabei. Dieser lies einen stattlichen Pfotenabdruck erkennen, die Vorstellung der Größe des dazugehörenden Tieres wurde so realistisch vermittelt. Was ist in Niedersachsen so besonders? Niedersachsen ist u. a. auch geprägt durch die Weidetierhaltung. Nutztierhalterinnen sind besorgt um ihre Tiere und den möglichen wirtschaftlichen Schäden, die durch Wolfsrisse verursacht werden können. Das Land hat hier die sogenannte Richtlinie Wolf: „Richtlinie über die Gewährung von Billigkeitsleistungen und Zuwendungen zur Minderung oder Vermeidung von durch den Wolf verursachten wirtschaftlichen Belastungen in Niedersachsen“ erlassen. Geschädigten sollen finanzielle Hilfen zugesichert werden, bzw. werden präventive Maßnahmen wie die Anschaffung von Weidezäunen oder Hütehunden gefördert. Diese Anträge sind natürlich mit einem entsprechenden bürokratischen Aufwand verbunden. Es muss z. B. bei einer Schadensmeldung ein Wolfsberater das tote Tier begutachten, den Wolfsriss bestätigen und vorhandene Schutzmaßnahmen überprüfen. Sind diese nicht vorhanden, gibt es kein Geld. Für betroffene Nutztierhalterinnen sind das negative Erfahrungen, die verständlicher Weise die Akzeptanz des Wolfes nicht fördern. Hier wird es noch viele Diskussionspunkte geben, denn wir sind ja erst am Anfang. Fazit zu unserem Dezember-Stammtisch Diskutiert wurde auch nach Lasers Fachvortrag, es war eine sehr gut besuchte Veranstaltung mit anschließender sachlichen Diskussion, die vor allem ein Signal vermittelt hat: Wir müssen lernen, mit dem Wolf zu leben und ihn als Wildtier respektieren. Bericht: Anne Gaus, 1. Vorsitzende OV Samtgemeinde Isenbüttel