Tag des Wassers: Grundwasser, der unsichtbare Schatz

1992 wurde von den Vereinten Nationen der Internationale Tag des Wassers eingeführt. Jedes Jahr am 22. März soll die Staatengemeinschaft an die besondere Bedeutung des Wassers als Quelle des Lebens erinnert werden, die es zu schützen gilt.

In Deutschland werden rund 70 % des Trinkwassers aus dem Grundwasser gefördert. Damit stellt sauberes Grundwasser die wichtigste Quelle für die Trinkwasserversorgung dar. In diesem Jahr wurde der Tag des Wassers deshalb unter das Motto: „Grundwasser, der unsichtbare Schatz“ gestellt.

Belastungen fürs Grundwasser

Nicht ohne Grund, denn das Grundwasser ist vielfältigen Belastungen ausgesetzt. Die niederschlagsarmen Sommer der letzten 3 Jahre haben dafür gesorgt, dass die Grundwasserstände in einigen Bereichen Deutschlands stark abgesunken sind. Gleichzeitig erhöht sich der Bedarf für die landwirtschaftliche Feldberegnung und die Versorgung der Industrie und sowie der Stadtbevölkerung. Große Städte, wie Hamburg können nicht genügend Trinkwasser in ihrem näheren Umfeld fördern. Sie bedienen sich mit Trinkwasser aus der Heide, was dort wiederum zu einer Wasserknappheit führt.

Viele grundwasserabhängige Lebensräume, wie Erlenbruchwälder, Sümpfe, Moore und Feuchtwiesen, sind auf hohe Grundwasserstände angewiesen. Sinken sie weiter ab, trocknen diese seltenen und sensiblen Biotope aus, genauso wie Bäche und Teiche. Sinken die Grundwasserstände ab, gehen auch die an diese Lebensräume angepassten Pflanzen- und Tierbestände, wie Fische, Amphibien, Libellen und Krebse zugrunde. Dies wäre ein schwerwiegender Verlust der biologischen Vielfalt. Der Klimawandel wird die Konkurrenz um die Ressource Grundwasser noch weiter verschärfen. Prognosen namhafter Institute gehen davon aus, dass in den Sommermonaten immer weniger Regen fallen wird, so dass ein Konkurrenzkampf um das Grundwasser droht.

Leider ist das Grundwasser nicht nur durch den Klimawandel bedroht. Von landwirtschaftlichen Flächen gelangt überschüssiger Dünger in Form von Nitrat und Phosphat in das Grundwasser. Darüber hinaus bilden auch undichte Abwasserkanäle eine ständige Bedrohung. Um die Versorgung der Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser sicherzustellen, wurde in der EU ein Grenzwert von 50 mg/l (Milligramm pro Liter) für Nitrat im Trinkwasser festgelegt. Laut dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Küsten- und Naturschutz (NLWKN) überschritten 18 % der Messstellen in Niedersachsen diesen Wert (Grundwasser Band 45). Grundwasser, das über 50 mg/l Nitrat enthält muss entweder für viel Geld aufbereitet oder mit sauberem Grundwasser vermischt werden, um es als Trinkwasser nutzen zu können. Für die Wasserversorgungsbetriebe wird es immer schwieriger sauberes Grundwasser zu fördern.

Zukunftsgerichteter Grundwasserschutz

Vor diesem Hintergrund erscheint es absurd, immer größere Hähnchenmast- und Legehennenställe mit mehreren 10.000 bis 180.000 Tieren zu errichten. Denn dort werden häufig importierte Futtermittel eingesetzt. Die massenhaft entstehenden Exkremente der Tiere können zu Entsorgungsproblemen und zur Überdüngung der landwirtschaftlichen Flächen mit negativen Folgen für das Grundwasser führen.

„Die Globalisierung beginnt in den Regionen. Wir dürfen unseren unsichtbaren Schatz Grundwasser nicht leichtfertig verspielen, sondern müssen ihn vor den vielfältigen Bedrohungen für unsere Enkel schützen“, meint Julia Lucker, Sprecherin des OV Isenhagener Land von Bündnis90/Die Grünen.
Folgende Punkte sind für einen zukunftsgerichteten Grundwasserschutz zu beachten:

  • Insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels erscheint ein konsequenter Grundwasserschutz und ein an dem Erhalt und der Verbesserung natürlicher Lebensräume, wie z.B. FFH-Gebiete, orientiertes Grundwassermanagement dringender denn je,
  • in der Wasserwirtschaft sollte mehr Wert auf Wasserrückhalt gelegt werden, um Lebensräume wie Moore, Feuchtwiesen und Quellen sowie deren Lebensgemeinschaften vor dem Austrocknen zu schützen,
  • Grundwasserentnahmen dürfen nur streng reglementiert und überwacht erfolgen,
  • Bohrungen nach Öl und Gas in Trinkwasserschutzgebieten sollten untersagt werden, um eine Verseuchung wie in Emlichheim zu verhindern,
  • generell sollte die landwirtschaftliche Tierhaltung an die Betriebsflächen gebunden werden,
  • Kommunen sollten industrielle Tierhaltungen nicht mehr genehmigen (Keimbelastung, Geruchsbelastung, Antibiotikaresistenzen),
  • Kooperationen mit der Landwirtschaft zum Schutz des Grundwassers sollten ausgeweitet werden,
  • der ökologische Landbau sollte stärker als bisher gefördert werden, weil hier ein Nährstoffkreislauf angestrebt wird.