EU Abgeordneter Malte Gallée, zusammen mit dem OV Isenhagner Land, zu Besuch im Otter-Zentrum

Malte Gallée, Abgeordneter für Bündnis 90 / Die Grünen im europäischen Parlament, war zu Besuch im Otterzentrum. Sein besonderes Interesse galt den Ottern und der aktuellen Klage der Aktion Fischotterschutz e.V. gegen eine Ausnahmegenehmigung zur Bejagung von Ottern in Bayern. Fischotter werden in Bayern als problematisch für die Fischwirtschaft dargestellt und dürfen in zwei Regierungsbezirken abgeschossen werden. Malte Gallée stammt aus Bayern. Das Otterzentrum kennt er durch seine Familie in Emmen, weshalb er den weiten Weg aus Brüssel nach Hankensbüttel unternommen hat, um sich von Expert*innen vor Ort informieren zu lassen. Nach der Begrüßung vom Vorstand des Otter Zentrums Matthias Geng, ging die Gruppe unter fachkundiger Anleitung von der leitenden Tierpflegerin Saskia Malcher über das Gelände. 

In einem sehr informativen Vortrag von Dr. Hans-Heinrich Krüger, ehemaliger Leiter der Forschungsabteilung des Otterzentrums, klärte er die Anwesenden über die Sachlage in Bayern auf. Die Bejagung von Ottern gestaltet sich inhaltlich schwierig, denn weibliche Tiere dürfen nach wie vor nicht entnommen werden. Diese könnten tragend sein. Der Wurfzyklus dauert bei Ottern zwei Jahre, die Jungtiere verbleiben in der Regel für ein Jahr in der Obhut der Mutter. Es kommen in der Regel 1-3 Junge auf die Welt. Daher ist der Schutz der Fähen besonders wichtig. Wie sollen Fähen von Rüden unterschieden werden? Das Tier wird gefangen und im Käfig gewogen. Bei dem Versuch, die wilden Tiere aus den Fallen zu entnehmen, ist stets mit Verletzungen zu rechnen. Die Tiere werden also mit Käfig gewogen, bei einem Gewicht von 4-8 kg könnte von einem weiblichen Tier ausgegangen werden, das nicht trächtig ist. Allerdings stellt allein die Gefangennahme ein Problem dar. Viele Otter verletzen sich in handelsüblichen Fallen bei dem Versuch, sich befreien zu wollen. Die Tiere versuchen sich aus den Käfigen zu nagen, an einigen brutalen Fallen sind besonders an beliebten Nagestellen Metall verarbeitet, damit sich das Tier wortwörtlich die Zähne ausbeißt. Im schlimmsten Fall verhungert das Tier dann, weil es nicht mehr richtig fressen kann. Allein am Gewicht das Geschlecht erkennen zu wollen, ist hanebüchen, einer genaueren Untersuchung würden die Wildtiere allerdings vehement widersprechen. 

Wechseln wir einmal die Perspektive: seit Jahrzehnten werden viele Gelder dafür genutzt, um Moore wiederzuvernässen und die Natur wiederherzustellen, in der Hoffnung, dass u.a. Leitarten wie der Otter sich wieder ansiedeln. Leitarten sind Tiere und Pflanzen, diecharakteristisch für einen bestimmten Lebensraum oder Biotop-Typ sind und hohe Ansprüche an diesen haben.. Im Gegensatz zum sehr viel unempfindlicheren Fuchs ist der Otter von einer intakten Natur um sich herum abhängig, und daher ein besonders süßes Merkmal für erfolgreichen Naturschutz. Mit Knopfaugen, Schwimmhäuten zwischen putzigen Pfoten und einem reizenden Schnäuzchen bieten Otter eine entzückende Erscheinung, die einen fast vergessen lässt, dass es eine wilde Tierart ist. Zum Glück handelt es sich bei Ottern aber auch um intelligente Säugetiere. Wenn Otter auf Elektrozäune treffen, agieren sie wie Menschen, den Schlag merkt man sich. Dr. Hans-Heinrich Krüger ging aus wissenschaftlicher Perspektive auf den Otter ein und verriet, dass Otterschutz bzw. Schutz vor dem Fischraub von Ottern mit einer Plane und zwei Elektrolitzen erfolgreich gewährleistet werden kann, ohne die Tiere dauerhaft zu schädigen oder gar umzubringen. Die Fischwirtschaft steht in Konkurrenz zum Otter, und wenn wir Millionen in den Umweltschutz stecken, um diesen einst fast ausgerotteten Tieren wieder ein Habitat zu geben, so entbehrt es jeder Logik, diese dann umzubringen, weil sie sich an einem vom Menschen eingerichteten Büffet, wie Fischteichen bedienen. Regionaler Fisch wird in Zukunft wieder ein kostbareres Gut werden, die Meere sind überfischt und die Bestände erholen sich nur langsam. Dumpingpreise durch Import wird durch CO2-Bepreisung sehr wahrscheinlich teurer, und dann lohnt sich auch die Sicherung der Fischbestände in unseren Breitengraden nochmal mehr. Da Otter lernfähig sind, ist es empfehlenswert, hiesige Teiche innerhalb der nächsten Jahre Otterfest zu machen. So machen die Tiere aus Gewohnheit einen Bogen um schwierige Jagdgründe und können uns in Frieden zeigen, dass unsere Investitionen, die Natur zu heilen nicht umsonst waren. 

Das sagt der Ortsverband Isenhagner Land:

„Es war wirklich beeindruckend, mal hinter die Kulissen des Otterzentrums zu schauen, und wir waren begeistert, dass es veganes Mittagessen gab und hier häufiger angeboten werden soll. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Beteiligten des Otterzentrums, sowie Malte Gallée und Team“, sagt Jan Prietzsch Sprecher vom OV Isenhagener Land. „Es ist schockierend zu hören, dass diese Tiere bejagt werden, dabei werden schon viele Otter im Straßenverkehr getötet. Es erscheint mir wie Idiotie, auf der einen Seite die Natur mit teuren Investitionen wiederherzustellen und dann Tiere, welche zeigen, dass die Natur intakt ist, nicht auf humane und verantwortungsbewusste Weise zu kontrollieren, sondern einfach zu töten. Ich hoffe, dass wir für Niedersachsen einen intelligenteren Umgang mit dem Otter finden können, als die Abschussregelung in Bayern. Allem voran wünschen wir Malte Gallée, dass er hier und heute ein paar wichtige Fakten mit nach Bayern und Brüssel nehmen kann, um sich für diese Art stark zu machen“, so Jan Prietzsch weiter. Vom Ortsverband Isenhagener Land waren Sprecher Jan Prietzsch, die Beisitzerinnen Jennifer Zauter und Sarah Hiltner, sowie Elisabeth und Peter Dietz aus Hankensbüttel dabei.