Deutschlandticket auf dem Land?

Deutschlandticket auf dem Land - EinSelbstversuch

501 km mit dem Bus – Ein Selbstversuch!

Ein neues Kalenderjahr beginnen viele Menschen mit guten Vorsätzen. So habe ich mir zum Jahreswechsel gedacht, warum nicht einmal das Deutschlandticket ausprobieren? Zumal die Diskussion über die Finanzierung dieser ÖPNV-Flatrate wieder in den Nachrichten war. Gesagt, getan und das Ticket freiwillig in der VRB-App gekauft. Offiziell ist das gar kein Ticket, sondern Abo, welches man monatlich kündigen kann.

Das erste Mal zum Frühdienst mit dem Bus zur Arbeit

Vom 2. bis 5. Januar hatte ich Frühdienst von 7 bis 15:00 Uhr. Mein Bus startete 6:00 Uhr in Bokensdorf an der Haltestelle Friedhof (Linie 172). Ein paar Kilometer oder drei Haltestellen weiter musste ich wieder raus, um in Weyhausen den 170er in Richtung Wolfsburg zu nehmen. Am ZOB Wolfsburg hatte ich dann die Wahl auf den 212er (Richtung Ehmen) zu warten, oder 18 Minuten zu Fuß zur Arbeitsstelle zu laufen. Für die Recherche wollte ich allerdings die Empfehlung der App Folge leisten und hab den Bus genommen. Allerdings ist die nächstgelegene Haltestelle zu meiner Arbeitsstelle – welche zu der Zeit angefahren wird – 8 Fußminuten entfernt. Direkt vor meinem Büro gibt es eine Haltestelle, nur passen die in Fahrzeiten überhaupt nicht zu den Zeiten meiner 170er-Buslinie. Insgesamt war die Anreise ins Büro eine sehr entschleunigende Art, die erste Arbeitswoche in einem neuen Jahr zu starten. Mit dem Auto hätte ich rechnerisch 25 Minuten Zeit gespart. Bei dem Verkehr heute müsste man die Fahrzeit mit eigenen Pkw ehrlicherweise höher in der Lebenszeit einpreisen.

Zurück mit Glück im Schulferienfahrplan

Für den Heimweg empfahl mir die App einen 15-minütigen Fußmarsch zu einer Haltestelle entgegengesetzt meiner gewünschten Route. Da bin ich dann doch lieber die 18 Minuten zum Zentralen Omnibusbahnhof spaziert. Genau passend für den 170er, der um 15:23 Uhr in Richtung Gifhorn startete. Somit war ich in dieser Woche bereits kurz vor 16:00 Uhr daheim. Leider galt diese Abfahrtzeit am ZOB nur für den Ferienfahrplan. Im sonstigen Jahresverlauf fährt dieser Bus erst 29 Minuten später! Was dann aufs Jahr gesehen ein nicht unbedeutender Zeitverlust ist.

Wer blockiert hier?

Zweite Woche Spätdienst. Das heißt bei mir 9–17:00 Uhr. Man könnte meinen, eine recht geläufige Arbeitszeit. Bei der VLG scheint man das anders zu sehen, denn genau zu der Zeit fällt die Linie 170 von Gifhorn nach Wolfsburg seit Wochen wegen betriebsbedingter Störungen aus. Erschwerend kamen in der Woche noch die Blockaden der Traktoren hinzu. Also funktionierte selbst die Anreise mit dem Pkw nicht. Theoretisch wäre hier das Rad die letzte Möglichkeit gewesen. Allerdings mit einigen Kilometern Umweg, weil die Radwege auf der direkten Strecke entweder vollkommen vereist oder unter Wasser gestanden haben. Auch wenn ich in der Spätdienstwoche zur Arbeit gekommen wäre, scheint die VLG derzeit lediglich die Stoßzeiten in ihren Fahrplänen bedienen zu können, sodass der Rückweg ebenfalls nicht funktioniert hätte. Die Liste der Fahrausfälle der VLG ist im gesamten Netz sehr lang.

Weitere Fahrten mit dem Deutschlandticket

Ich war damit an einem Abend zu einer Teamfeier, und es durfte ein Bier mehr sein. Als Busersatz für die letzte Fahrt von Weyhausen wurde ein Großraumtaxi eingesetzt. Dieses Taxi sollte die Line 171 und 172 bedienen. Trotz Bitten der Fahrgäste, die alle zu Zielen auf der Linie 172 mussten, fuhr der Fahrer stur zuerst die Linie 171, obwohl niemand dort aussteigen wollte. Obendrein wäre ein Zustieg laut Fahrplan auch nicht erlaubt gewesen. Die Krönung war allerdings an diesem Freitag der Heimweg von der Arbeit. Zuerst kam 20 Minuten zu spät ein kleiner Ersatzbus für die 172 nach Bokensdorf in Bokensdorf an. Dieser Bus fuhr dann über Tappenbeck, Jembke und dann nach Bokensdorf. Als ich dann etwas später wieder zur bereits erwähnten Teamfeier nach Wolfsburg wollte, kam wieder dieser Ersatzbus aus Stüde und wollte abermals nach Jembke abbiegen. Daraufhin sprach ich den Busfahrer an, warum er die weiteren Haltestellen in Bokensdorf nicht anfahren würde. Er verwies dann auf seinen Fahrplan. Ich schaute mir den Plan an und stellte fest, dass dort noch die Straßensperrung in Bokensdorf enthalten war, welche mittlerweile seit 3 Monaten nicht mehr existierte. Dann fuhr er die reguläre Route und ich erreichte pünktlich den Anschlussbus in Weyhausen.
Zur Ratssitzung der Samtgemeinde Boldecker Land oder zum Büro unseres Kreisverbandes bin ich mit dem Bus gefahren. Schließlich war gar eine Fahrt zur Demo nach Hannover mit dem Enno dabei.
In der Endabrechnung für den Januar sind dennoch viele Kilometer mit dem Auto dabei gewesen. Rund 200 km davon gehen auf Fahrten zur Bandprobe in Meine. Eine 25 km Strecke, die von Bokensdorf aus nicht sinnvoll per ÖPNV zu befahren ist. Da müsste man 2 Stunden allein für die Anfahrt in Kauf nehmen. Zurück gäbe es nach 22: 00 Uhr gar keine Möglichkeit mehr zurückzukommen. Ein weiterer Kritikpunkt sind die angezeigten Fahrzeiten in den Apps. Dort werden auch Fahrten angezeigt, die man nur mit einem gültigen Werksausweis des Volkswagenwerkes nutzen darf. Es gibt keine Möglichkeit in den Apps, diese nicht nutzbaren Fahrten auszublenden.

Mein Fazit zum Deutschlandticket

Grundsätzlich finde ich das Deutschlandticket gut! Eine konkurrenzlos preiswerte Mobilitäts-Flatrate ohne Tarif-Dschungel. Insgesamt bin ich 501 Kilometer damit gefahren. Rund 10 Cent pro Kilometer! Wenn ich den gesamten Januar damit hätte fahren können, wäre der Kilometerpreis noch niedriger. Wenn die VLG ihre Personalprobleme in den Griff bekommt oder ich mit meiner Teamleitung die Arbeitszeiten anpassen kann, dann könnte das Deutschlandticket für mich passen. Selbst wenn es nur für die Wintermonate wäre. Denn mit dem Fahrrad wäre ich schneller und flexibler. Auf jeden Fall muss nicht zwangsweise ein weiteres Auto angeschafft werden, nur weil die Kinder volljährig werden.

Meine Tipps zum Deutschlandticket im Landkreis Gifhorn

  1. Das Deutschlandticket als Chipkarte erwerben. Funktioniert auch bei leerem Smartphone. (Vorher mögliche Vergünstigung als Job-Abo bei ArbeitgeberIn prüfen.)
  2. Wenn man das Deutschlandticket auch für Zugreisen nutzt, dann empfiehlt sich der DB-Navigator statt der VRB oder WVG-App. Zumal ich die Erfahrung gemacht habe, dass der Akkuverbrauch geringer ist. Zur Planung am PC empfehle ich den Fahrplan.Guru. Für preisbewusste Fernreisen den Bahn.Guru

Kommentar/Meinung von Norbert Schulze